Heiß, heiß, heiß. Sehr heiß. Das Pfingstwochenende dieses Jahr war das heißeste seit die Wetterschreiber ihren Dienst aufnahmen.
Das diesjährige Lager zu Münzenberg begann für die meisten von uns bereits Freitags, das große Aufbauen war angesagt. Leider waren wir nicht vollständig, da bei solch herrlichem Wetter verliebte junge Leute auf die Idee kamen, zu heiraten. Es fehlte, zwecks Besuchs eben jener Hochzeit, ein Ehepaar unserer Mitglieder. Das Zelt dieses Paares allerdings lagerte tapfer mit in Münzenberg. Zwar wurde ein Großteil unseres Lagers bereits Freitags aufgebaut, unser neues Küchenzelt (man beachte das Bild) und weiteres Material konnten erst Samstag in aller Herrgottsfrüh das Lager erreichen.
Die Münzenberger Ritterspiele machten ihrem Namen alle Ehre. In aufreibenden Vollkontakt-Kämpfen zeigten Ritter aus heimatlichen Landen, wie auch aus der Ferne ihr Können mit Schwert, Schild, Axt und anderem Werkzeug des Kampfes. Vollkontakt bedeutet, es wird gekämpft, wie im Mittelalter, mit voller Wucht, ganzer Kraft und unbarmherziger Härte. Für die Kämpfer ist das Hochleistungssport, wenn die Zuschauer schon in luftigen Hemden ins Schwitzen geraten, die Ritter aber im Gambeson, ein wattierter Waffenrock und damit ähnlich eines Wintermantels, und in bis zu dreißig Kilogramm schweren Rüstungen stecken und dann noch rennen, schlagen, blocken und Ausweichen. Sie badeten sozusagen im eigenen Saft. So manch einer der durchtrainieren Ritter bekam da auch mit seinem Kreislauf Probleme.
Soles Rubicundi trank alleine an diesen heißen Tagen ein hundert Liter Saft und Wasser. Dazu kommt noch das Wasser für unsere Dusche, sowie "schütt mir mal nen Eimer kaltes Wasser übern Kopf, mir is so heiß" um abzukühlen. Nachts, hingegen, waren die Temperaturen recht angenehm.
Eine Spezialität des Platzes wurde uns recht schnell offenbart und wir beim Auspacken Zuhause nochmals daran erinnert: Ohrenkneifer. Überall und in Massen. So konnten Einige sogar Zeugen werden, wie dieses Ungezifer aus Larven schlüpft.
Der Montag Abend war ein Novum für Soles Rubicundi. Zwei Gewitterfronten zogen auf den fast leeren Zeltplatz zu, die meisten anderen Gruppen bauten bereits Montag Mittag ab. Mit dem anrückenden Gewitter kamen dann auch starke Windböhen, die einen Strich durch das riesige Abschiedsfeuer machten, es gab nur ein kleines Feuer. Außerdem hatten wir einen wissenden Geschichtenerzähler im Lager, der uns von Königen, Kaisern, Päpsten, dem Reich, der Kirche, den Intriegen, den Thronfolgern und allem drum herum berichtete. Wir bekamen einen sehr spannenden Eindruck, wie es in den Palästen der internationalen Politik im dreizehnten Jahrhundert zuging. So erfuhren wir, dass die Bestechung von Beamten, laut den Konstitutionen von Melfi, damals schon verboten war, wer eine solche Bestechung anzeigte bekam das Geld der Bestechung als Belohnung. Beamten des Königreiches Sizilien mussten mit ihrem privaten Vermögen für Versäumnisse und Fehler haften. Vor Gericht galten Beweise nach wissenschaftlichem Stand, nicht die Behauptungen, in Gottes Namen zu handeln. Viele weitere Einsichten wurden uns geschildert und machten den stürmischen Gewitterabend und die hereingebrochene Nacht unvergesslich.
Durch den Wetterumschwung war das Abbauen in einer erträglichen Hitze möglich und die Freude auf das nur zwei Tage später beginnende Lager in Katzenelnbogen groß.
Thomas