Zwei Wochen auf der Ronneburg - Leben in Schräglage
Als wir am Freitag früh ankamen, waren erstaunlicherweise die meisten Lager schon aufgebaut oder zumindest im Aufbau begriffen. Machte auch nichts, denn allen Plätzen auf der Ronneburg ist ihre extreme Schräglage zueigen. Da hieß es Tische, Stühle, Betten und Kisten an einer Seite mit Latten aufbocken und auf der anderen Seite eingraben. Und wir sind es ja gewöhnt sehr weit hinten zu stehen. Anders als sonst kamen aber Marktbesucher, sofern sie zuerst auf dem Markt waren und nicht direkt ins Lager gegangen sind, von hinten ins Lager. So viel waren wir und unsere Habseligkeiten noch nie bestaunt worden. Als dann zum zweiten Wochenende noch unsere Nachbarn rechts und links abgebaut hatten, standen wir endgültig auf dem Präsentierteller. Und es gab wirklich viele Besucher, denn während das Wetter unter der Woche zum Teil richtig eklig war, herrschte an allen fünf Markttagen strahlender Sonnenschein. Die Leute wollten uns nicht glauben, dass unsere Zelte fast weggeschwommen und vom Wind davon geweht waren. Vor unserem Lager war eine große (extrem schräge und deshalb) freie Fläche gemähte Wiese. Da tummelten sich die Kinder, denn interessanter als mit dem frisch gekauften Schild zu spielen, war es natürlich Heuburgen zu bauen und Heuschlachten auszutragen. Am zweiten Wochenende kam sogar ein professioneller Fotograph vorbei.
Der große Markt, der sich sowohl in den Durchgängen der Burg als auch auf dem Platz davor entfaltete, hatte zwar nur wenige für uns interessante Stände (was wohl daran lag, dass wir vieles der angebotenen Ware einfach schon haben), dafür gabe es viel buntes Treiben, sehr variationsreiche Kinderunterhaltung und natürlich die schöne Burg mit ihrem Museum und dem begehbaren Bergfired im Hintergrund. Die Gaukler und vor allem der Bogenschießstand mit seinen kleineren und größeren Turnieren sorgten für Abwechslung. So war auch unserem kleinsten Aktiven, der zum ersten Mal auch über Nacht blieb, nicht langweilig. Weniger schön war, dass es in unserer unmittelbaren Nähe gleich zwei Verletzte gab. Ein Kämpfer der Feldschlacht wurde mit verletzem Oberschenkel von den Sanitätern davon getragen und unsere Nachbarin hatte sich aus Versehen mit ihrem neuen Messer die Zeigefindersehnen durchgeschnitten. Bei uns blieb es zum Glück bei einem geprellten und in allen Regenbogenfarben leuchtenden Daumengelenk. Da hat ein Ritter gelernt, wie heimtückisch nasse, glatte Wiese sein kann, vor allem, wenn man wegen des Helms kaum etwas sieht.
Auch unter der Woche war uns nicht langweilig. Eigentlich hatten wir uns ja Kettenhemdknüpf-, Stick- und Webarbeiten mitgenommen, aber dafür blieb kaum Zeit. Einmal fegte ein Unwetter mit Windböen über 75km/h unser Sonnensegel davon und das runde Zelt versuchte sich als Marylin Monroe: Der Wind entblösste seinen Unterbau und alles, was darin stand, verteilte sich auf der Wiese und im Gebüsch. Ein weiteres Zelt verlor seine Fahne. Eines morgens floss einfach so ein munteres Bächlein durchs Zelt. Dem konnte zum Glück ein Graben abhelfen, der von uns zum Teil in ganz unmittelalterlicher Regenjacke und Pyjama gegraben wurde. Aber nicht nur Wasser weiß bei dem schrägen Boden genau wo es hin will. Kuhfelle können extrem glatt sein und alles, was man morgens wieder an Ort und Stelle gestellt hatte, war bis abends wieder hinunter gerutscht. Dann mussten wir noch feststellen, dass Sagrotan zwar den im feuchten Keller angesetzen Schimmel auf Zelten entfernt, leider aber auch die Imprägnierung. Eines unserer Autos befand zuverlässig funktionieren auf einmal für überflüssig und bescherte uns eine sehr gewöhnungsbedürftige Episode mit dem Abschleppwagen.
Trotzdem hatten wir aber auch viel Spaß, Zeit zum Reden, Zeit neue Winterprojekte zu planen und einen Rollenspielabend. Und wir konnten ausgiebig unsere Felle und Mäntel mit den Vorteilen von selbstheizenden Menschen als Kuschelpartner vergleichen, denn allzu warm war es nicht mehr.
Zu Essen gab es meist Altbewährtes, wie die beliebten Käsekrapfen. Aber auch Neues, wie die Knoblauch-Mandel-Sauce haben wir ausprobiert. Interessant war die Feststellung, dass Milch für den Hirsebrei kochen gar nicht so schwer war, wie wir immer dachten. Die kochte nämlich wie Wasser. Aber das lag wohl daran, dass sich jemand beim Jagen, also Einkaufen, vergriffen hatte und an Stelle von 3% Fett 0,3% Fett gekauft hat. Und nicht nur geschmacklich ist dies eine andere Größenordnung. Wir haben die neue große Pfanne eingeweiht, für das Waffeleisen fehlte die Aufhängung. Aber vielleicht können wir uns nächstes Lager auf Waffeln freuen. Die Erfahrung von zwei Wochen über dem Feuer kochen, machte sich auch bemerkbar. Es ist uns am zweiten Wochenede zum ersten Mal gelungen ein Brot im Holzkohlefeuer zu backen, das nur an einem Ende ein klein wenig schwarz war! Zugegeben der Heidnische Kuchen aus der ersten Woche war zwar besser als der erste Versuch in Münzenberg, aber trotzdem "gut durch".
Jedenfalls kommen wir gerne nocheinmal wieder.
Mie